Freestyle bleibt natürlich Freestyle: Es gibt kein "richtig" und "falsch", alles ist erlaubt und erwünscht, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Denoch gibt es einige Grundtechniken, die sich bewährt haben und immer wieder zu beobachten sind.
Zwischen dem Anwurf und dem Fangen der Scheibe - am besten auf eine möglichst schwierige, gutaussehende und kreative Weise - können viele Dinge mit der rotierenden Scheibe gemacht werden, um eine "combo" zu gestalten. Probiert es aus! Entdeckt Neues!
Als eine der zentralen Techniken im Freestyle Frisbee dient der soganannte nail delay ("Verzögerung auf dem Fingernagel") in einer combo dazu, die Scheibe zu halten und für den nächsten Move vorzubereiten, ohne dass sie aufhört, sich zu drehen.
Beim center delay wird sie dabei auf dem Fingernagel flach balanciert. Dies erfordert anfangs einiges an Übung. Der Einsteiger braucht Geduld, um diese Grundtechnik zu beherrschen, bis es irgendwann von ganz alleine geht, und man nicht mehr weiß, warum man sich so schwer getan hat. Wichtig: Je schneller sich die Scheibe reht, desto einfacher ist der center delay.
Die Drehrichtung der Scheibe (Clock = im Uhrzeigersinn, Counter = gegen den Uhrzeiger) spielt hierbei eine Rolle: Der delay ist natürlich in beiden Richtungen möglich, muss aber getrennt erlernt werden. Fast alle Spieler fangen hierbei in einer Drehrichtung an, bevor sie sich auch mit der anderen Richtung anfreunden. Es empfiehlt sich, beide drehrichtungen auf beiden Händen zu erlernen, um eine vielfalt an Tricks durchführen zu können.
Beim rim delay hängt die Scheibe schräg oder vertikal mit ihrem Rand auf dem Fingernagel. Für Menschen mit ordentlich geschnittenen Fingernägeln ist dies ohne künstliche Fingernägel kaum möglich, ohne dabei mit der Haut die Scheibe zu berühren, was die rotierenden Scheibe erheblich abbremst.
Ein pull ist im Grunde nur das Führen der scheibe in irgendeine Richtung während eines nail delays. Der Clou daran ist aber, dass der pull das herausziehen der Scheibe unterm Bein, hinterm Rücken, oder mit sonstigen Hindernissen beinhaltet. Die Scheibe wird also mit Hindernis angenommen, herausgezogen und dann weiter bearbeitet. Oft geht ein pull in ein set über, das Wegstoßen der Scheibe in die freie Luft, ansonsten dienen pulls in ihrer großen vielfalt inerhalb einer combo als Verbindungsglied zwischen zwei Moves. (z.B. zwischen Annahme und catch)
Um vom nail delay in einen anderen Move überzugehen, wird die Scheibe vom Finger weggestoßen. Dies kann auf viele verschiedene weise erreicht werden. Flach nach oben vom center delay, schräg in alle möglichen Richtungen durch ziehen oder drücken im Rand, zu sich selber hin, oder weg zum Spielpartner. Das Ziel eines sets ist immer die Scheibe so in die Luft zu positionieren, dass man selber oder ein Mitspieler entweder einen weiteren Move, oder einen "catch" (Scheibe wird in einer bestimmten pose gefangen) anschließen kann.
Ein Tip (auch Tap genannt) ist ein kurzer punktueller Stoß der flach fliegenden Scheibe in der Mitte der Unterseite, um sie nach oben schnellen zu lasen. Dies kann mit der Fingerspitze passieren, aber auch mt anderen Körperteilen, wie dem Fuß, Knie, Ellbogen, Kopf, oder was auch immer. Dieser Move ist für Einsteiger relativ einfach zu erlernen, ihn in perfektion und das mehrmals hintereinander auszuführen kann hingegen einiges an Übung erfordern.
Hier rollt die Scheibe am Körper entlang. Der Klassiker ist von einer Hand über die Arme und die Brust zur anderen Hand (chest roll, front roll oder body roll genannt). Hierbei ist die Drehrichtung der Scheibe zu beachten. Eine roll kann auch über den Rücken, die Beine oder andere Körperteile gehen.. seid kreativ!
Beim brush wird die rotierende Scheibe am äußeren Rand angeschlagen (mit der Handfläche, dem Fuß oder beliebigen anderen Körperteilen). Man kann damit entweder die Drehgeschwindigkeit erhöhen, oder der Scheibe eine Flugrichtung geben, oder beides gleichzeitig. Dieser Move ist bei Gegenwind deutlich einfacher, und lässt sich am besten mit Scheiben erlernen, die leicht sind und gut schweben, wie eine klassische Freestyle-Scheibe. Mit leichten plastikringen, sogenannten Wizzrings, lässt sich dies noch einfacher lernen. Auch hier ist die Drehrichtung der fliegenden Scheibe zu beachten. Wichtigster Punkt: Immer in den Wind hinein!
Beim cuff wird der Winkel der fliegenden Scheibe zum Boden geändert, indem der Spieler die unterseite des Randes leicht berührt und schiebt. Dies ist eine fortgeschrittene Technik, da sie sowohl viel Feingefühl bei der Durchführung, als auch eine gute Kenntnis des verhaltens der Scheibe erfordert.
Beim guide wird die fliegende Scheibe an der Außenseite des Randes geführt. Dabei kann sie je nach Wind und Winkel der Scheibe entweder in eine Richtung geführt werden, oder an der Stelle verharren. Typischerweise wird der guide mit den Fingernägeln, Handrücken, Unterarmen oder Handballen ausgeführt, es kann aber mit beliebigen Körperteilen geguidet werden (z.b. auch gerne mal mit den Zähnen!). Eine rutschige Scheibe (z.B. beim Spiel im Wasser) erleichtert diesen Move.
Der twirl ist das exzentrische Zwirbeln der Scheibe im Rand, um die Fingerspitze herum. Anders als bei den meisten Techniken wird die Rotation der Scheibe hierbei aktiv, kontrolliert, und unter ständigem Kontakt mit dem Finger aufrechterhalten oder herbeigeführt. Man sollte dazu einen Finger benutzen, an dem kein künstlicher Nagel befestigt ist (typischerweise der Mittelfinger). Die Grundtechnik des twirlens ist für Anfänger relativ leicht zu erlernen, aber auch hier lassen sich fortgeschrittene und schwierige Moves entwickeln.
Der padiddle kann auf den ersten blick aussehen wie win center delay, ist aber eigentlich eine Art center twirl, und erfordert eine ganz andere Technik. Die flache Scheibe wird nicht auf dem Fingernagel balanciert, sondern auf der Fingerkuppe unter ständigem aktivem "Herumschubsen" in Rotation gehalten. Gute Spieler können nahtlos vom padiddle in den center delay übergehen, und umgekehrt.